Regionale Spezialitäten der deutschen Küche
Artikel zum Themenmonat #GetHungry
Runa Faustmann
Wenn man Menschen fragt, was „typisch deutsches Essen“ ist, bekommt man oft „Sauerkraut“, „Bratwurst“, „Schweinshaxe“ und natürlich „Brot und Brötchen“, von denen es in Deutschland eine sehr große Vielfalt gibt, als Antwort.
Durch seine unterschiedlichen Regionen hat Deutschland aber eine Vielfalt regionaler kulinarischer Spezialitäten und traditioneller Gerichte, mit denen man oft nur in der eigenen Region vertraut ist bzw. die in anderen Regionen sogar als wenig appetitlich angesehen werden. Einige regionale Spezialitäten haben es mit der Zeit natürlich zur Bekanntheit über ihre Ursprungsregion hinaus oder sogar zu deutschlandweiter Beliebtheit gebracht. „Schwarzwälder Kirschtorte“, „Königsberger Klopse“, „Spätzle“ und „Thüringer Klöße“ findet man auf den Speisekarten vieler Restaurants in ganz Deutschland. Und der „Pfälzer Saumagen“ wurde durch Altbundeskanzler Helmut Kohl berühmt, der das deftige Gericht sogar bei Staatsempfängen servieren ließ.
Hier möchte ich Dir einige weniger bekannte kulinarische Spezialitäten aus Deutschland vorstellen:
Leipziger Allerlei
Diese Gemüsevariation ist das wohl bekannteste Gericht Sachsens. Spargel muss unbedingt mit dabei sein, genauso wie frische Morcheln (ursprünglich wohl Lorcheln) und Flusskrebse. Verschiedene andere Gemüse wie jungen Erbsen, Karotten, Sellerie, grüne Bohnen, häufig auch Blumenkohl oder Kohlrabi werden ebenfalls verwendet. Wie die Legende sagt, ist das Leipziger Allerlei einstmals durch Steuerbetrug entstanden. Um die Steuereintreiber hinters Licht zu führen, wurde eine Gemüseplatte ohne Fleisch auf den Tisch gebracht. Dadurch wollten die Leipziger Bürger wenig vermögend wirken und so eine niedrigere Besteuerung erreichen. Heute wird Leipziger Allerlei oft als Beilage zu verschiedenen Fleischgerichten serviert.
Nesterhebbes
Der Nesterhebbes stammt aus dem nordhessischen Braunfels. In einen Kloßteig aus rohen und gekochten Kartoffeln kommt eine würzige Fleischfüllung. Auch hier waren betrügerische Absichten mit im Spiel. Ursprünglich diente die Kartoffelhülle dazu, das Fleisch vor dem Lehnsherrn zu verstecken, dem die Bauern Abgaben von Ernte und Vieh leisten mussten.
Blindhuhn
Das Blindhuhn oder Gänsefutter ist ein Eintopfgericht aus der Westfälischen Küche. Auch wenn es so heißt, Huhn ist nicht drin in diesem deftigen Gemüseeintopf mit Kartoffeln, Karotten, grünen und weißen Bohnen. Dafür aber geräucherter Speck, um dem ganzen einen intensiveren Geschmack zu geben - und Äpfel und Birnen. Die machen den Eintopf frischer und verleiht ihm eine milde Süße.
Pumpernickel
Unter den vielen Schwarzbrotsorten, die es in Deutschland gibt, ist der Pumpernickel eine ganz besondere. Die malzig-würzigen Brot-Spezialität aus 100 % Roggen (Schrot und volle, aufgequollene Roggenkörner) stammt aus Westfalen. Die Herstellung der erfordert viel Fingerspitzengefühl. Pumpernickel wird bei etwa 100 °C in Dampfbehältern mehr als 20 Stunden lang gegart. So entsteht das perfekte Gleichgewicht zwischen herzhaftem Getreidegeschmack und würziger Süße. Pumpernickel ist, richtig gelagert, lange haltbar.
Lausitzer Plinse
Lausitzer Plinse sind so etwas wie Pfannkuchen, Eierkuchen oder Palatschinken. Sie werden mit Buchweizenmehl und Buttermilch zubereitet und in einer flachen Pfanne in Öl goldgelb gebacken. Gefüllt und zusammengerollt erfreuen sie sich großer Beliebtheit als Nachtisch oder zum Nachmittagskaffee, wobei es für die Kinder Malzkaffee gibt. Traditionell isst man die Plinse mit Zucker und Zimt oder mit Apfelmus. Sie schmecken aber auch mit Honig, Konfitüre, Schokoladenaufstrich oder mit einer Kugel Vanilleeis und Erdbeeren – mmh...
Labskaus
Dieses wenig ansehnliche Gericht, das oft in Norddeutschland auf den Teller kommt, entstand in der Zeit der Segelschifffahrt für die Seeleute und bestand wohl ursprünglich vor allem aus Pökelfleisch. Das gepökelte Rindfleisch wird mit Roten Beeten, Gewürzgurken und manchmal Matjes (Salzhering) durch den Fleischwolf gedreht und mit gekochten, zerdrückten Kartoffeln gemischt. Serviert wird Labskaus heute mit Spiegelei, Matjesfilets oder Rollmops und eingelegtem Gemüse. Dazu reicht man Brot oder Bratkartoffeln.
Dibbelabbes
Dibbelabbes, Dibbekoche, Döppekooche, Dippedotz oder Döbbekuchen ist ein im Hunsrück, in der Eifel, im Saarland, Rheinland und dem Westerwald verbreitetes Kartoffelgericht. Die Basis dieses Auflaufes sind geriebene, rohe Kartoffeln, die mit Zwiebeln, gewürfeltem Dörrfleisch oder Wurst, eingeweichtem Brötchen und Eiern zu einem Teig verarbeitet werden. Je nach Rezept kann Knoblauch oder gehackter Lauch hinzugefügt werden. Die Besonderheit dieses Gerichtes liegt in seiner Zubereitung. Gegart und knusprig gebraten wird die Masse (Labbes genannt) meist in einem gusseisernen Topf (Dibbes genannt) unter ständigem Rühren und Wenden. Serviert wird Dibbelabbes mit Apfelkompott oder Endiviensalat.
Blaue Zipfel
Blaue Zipfel (auch Saure Zipfel oder Saure Bratwurst) sind eine Spezialität der fränkischen bzw. Oberpfälzer Küche. Blaue Zipfel sind fein gewürzte Bratwürste, die aber nicht gebraten werden, sondern in einem heißen Essigsud langsam gar ziehen. Dadurch nehmen die Würste eine leicht bläuliche Färbung an. Entscheidend ist der mit Zwiebeln, Salz, Zucker, Lorbeerblättern, Pfefferkörnern, Nelken und Wacholderbeeren, manchmal auch Suppengrün gewürzte Essigsud, der mit Weißwein aus der Region verfeinert wird. Die Würste werden mit etwas Sud, den Zwiebeln aus dem Sud und Brötchen bzw. Brezeln serviert.