Rom IV – zwischen Friedhofskatzen, Pyramiden und kopflosen Statuen
Ein Reisetagebuch von Lisa Katharina Wilschewski
Auch am vierten Tag in Rom machen wir uns nach einem Frühstück auf den Weg die ewige Stadt weiter zu erkunden. Unser erstes Ziel heute: Die Pyramide (nein, wir haben uns nicht über Nacht nach Ägypten beamen lassen, sondern sind nur 5 Stationen mit der Metro-Linie B gefahren). Dann kommt man an der sogenannten „Piramide“ an und steht plötzlich vor einer waschechten Pyramide aus Stein, mitten in Rom. Die Hintergründe zu diesem Bauwerk klären die Verwirrung jedoch etwas auf. Ein Feldherr und ehemaliger Statthalter von Ägypten ließ sie errichten, nachdem er aus dem Wüstenland zurück nach Rom gekehrt war. Direkt neben der Pyramide erstreckt sich ein Friedhof, auf dem Nicht-Katholiken und Touristen begraben sind, die in Rom starben. Auch diesem Friedhof statteten wir einen Besuch ab. Nach dem mehr oder weniger freiwilligen Bezahlen der 3€ pro Person, auf die die Friedhofswärterin bestand, konnten wir den Friedhof betreten. Der Kies knirschte unter unseren Füßen, als wir den Zypressen-gesäumten Weg zum Grab von Goethes Sohn, August Goethe, laufen. Nachdem wir uns dessen Grab in der Gruppe angesehen haben, erkunden wir den Friedhof noch etwas auf eigene Faust. Wir entdecken wunderschöne Gräber mit reichen, steinernen Verzierungen. Eines bleibt mir allerdings besonders in Erinnerung: Das Grab ist schlicht, fast ein wenig trostlos im Gegensatz zu den anderen, dennoch steht dort ein Spruch drauf, der wie folgt lautet: „If a person enters into our lives, even if only for thrity seconds, we owe them respect, because they came from god.“ Übersetzt bedeutet das so viel wie: „Wenn ein Mensch in unser Leben tritt, selbst nur für 30 Sekunden, schulden wir ihnen Respekt, denn sie wurden von Gott geschickt.“
Leider war über den Toten nicht mehr viel herauszufinden, weswegen wir das Grab zügig wieder verließen. An unserem Treffpunkt, nahe dem Eingang des Friedhofes, bekamen wir dann noch Besuch, mit dem wir hier überhaupt nicht gerechnet hatten. Eine der wohl vielen Katzen, die ihr Zuhause auf dem Friedhof gefunden haben, nähert sich unserer kleinen Gruppe. Sie stolziert neugierig zwischen unseren abgestellten Rucksäcken hindurch, schmiegt sich ab und zu an unsere Beine, bis sie schließlich auf einen Tisch springt und ein leises „Miau“ in die sonst ruhige Atmosphäre des Friedhofes ertönen lässt. Irgendwann lassen wir uns dazu hinreißen, sie ein wenig zu streicheln und ab diesem Zeitpunkt wollte sie uns kaum noch gehen lassen. Nachdem wir sie dann doch verlassen haben, geht es für uns per S-Bahn nach Ostia Antica, unserem heutigen Tagesziel.
© Lisa Katharina Wilschewski
© Lisa Katharina Wilschewski
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Dort angekommen, werden wir von leichtem Regen empfangen, dieser begleitet uns auch in die Nekropolen der ehemaligen römischen Hafenstadt. Auf matschigen Wegen laufen wir durch die Grabanlage, bis wir wieder auf dem Dekumanus, der Hauptstraße, ankommen. Dort geht es über holpriges Kopfsteinpflaster zu den Neptunsthermen, bevor wir zum Theater kommen.
Unser nächster Stopp in der Anlage ist die „Marktstraße“. Dort wurde der Boden mit Mosaiken verziert, die visuell beschreiben, welche Güter in den Läden erworben werden konnten. Von Weinfässern bis hin zu Elefanten sehen wir einige Motive. Was uns aber an der Marktstraße am meisten verwundert, sind nicht die Mosaike, sondern die Statuen. Denn diese haben keine Köpfe mehr. Warum, das konnte uns auch keiner beantworten und so liefen wir weiter über nasses Kopfsteinpflaster bis zum Haus für Amor und Psyche. Die dort ausgestellte Statue zeigt kleine Figuren, die den Gott der Liebe und Psyche, die jüngste und schönste der drei schönen Töchter eines Königs, dar. Die Statue zeigt die Legende von Cupido und Psyche.
Den Abschluss unserer Tour durch Ostia Antica bildet das Kapitol, welches in der römischen Hafenstadt künstlich errichtet wurde. Über Wege, die von Pinien gesäumt werden, geht es für uns als nächstes ins Museum der Ausgrabungsstätte. Dort konnten wir einige der zugehörigen Köpfe der Statuen an der Marktstraße sehen, aber auch antike Grabsteine und eine Statue, die die Stiertötungsszene, eine zentrale Legende des Mithraskultes darstellt.
Für uns geht es danach zurück zum Bahnhof Roma Termini, während einige andere sich dazu entscheiden, ins 9 km entfernte heutige Ostia zu fahren und den Nachmittag am Strand zu verbringen. Die Wassertemperatur beträgt 14 Grad, trotzdem sehen wir am Abend im Hotel ein Video, wie einige unserer Mitreisenden sich in die Wellen stürzen. Für uns sehr unterhaltsam, für sie selbst bestimmt eher kalt als alles andere.
Für uns hieß es nach dem Besuch in Ostia Antica: Shopping. Unser erstes Ziel, den Laden Lush zu finden, war schwieriger als gedacht, denn in den vielen Gängen kann man sich leicht verirren und so standen wir auf einmal an einem Gleis der Metro, obwohl wir doch eigentlich nur zu Lush wollten. Am Ende haben wir den Store dennoch gefunden und verließen mit erfolgreicher Ausbeute den Bahnhof. Für uns ging es ein letztes Mal vom Termini zum Hotel, quer durch den römischen Stadtverkehr, über Fußgängerampel, deren Phasen definitiv zu kurz für uns waren und an der deutschen Botschaft vorbei.
Am Abend im Hotel packe ich noch meinen Koffer zusammen, den morgen Abend geht es für uns wieder zurück ins kalte Thüringen.