Weihnachten ohne Geschenke !?
Ein Beitrag von Carla aus der Jugendredaktion Erfurt
- Teil I -
Weihnachten - das Fest der Liebe, der Familie und natürlich der Geschenke, des Konsums und des Mülls. Laut einer Weihnachtumfrage planten die Menschen in Deutschland 2018 durchschnittlich 472 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Die beliebtesten Weihnachtsgeschenke seien dabei Geschenkgutscheine gefolgt von Kosmetik, Büchern sowie Karten für kulturelle Veranstaltungen, Uhren, Schmuck und schließlich noch Spielwaren. Eine Masse an Waren also die zur Weihnachtszeit importiert, verschickt, hergestellt und schließlich irgendwo vergessen und verstaubt herumliegen. Nachhaltigkeit sieht anders aus.
Doch wie kann ich mein Weihnachten nachhaltiger gestalten?
Ich habe recherchiert und neben nachhaltigeren Geschenktipps auch noch Ratschläge zur umweltfreundlichen Gestaltung der gesamten Weihnachtszeit herausgesucht. Denn neben den Geschenken gehören auch die Weihnachtsbeleuchtung, der Tannenbaum und die Weihnachtsgans für viele Menschen mit zum Weihnachtsfest. Doch auch hier tun sich immer mehr ökologische Alternativen auf, die die Weihnachtszeit etwas umweltbewusster gestalten können. Dabei ist allerdings ein kritischer Blick gefragt: denn hier machen viele Unternehmen nicht vor Greenwashing halt.
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum...
Etwa 28 Millionen Weihnachtsbäume werden jedes Jahr verkauft und schmücken unsere weihnachtlich dekorierten Wohnungen. Um diese immense Nachfrage decken zu können, werden diese Bäume zu großen Teilen in Monokulturen angebaut und schließlich gefällt, um dann spätestens am Dreikönigstag (6. Januar) auf dem Müll zu landen. Beim Anbau werden zumeist Pestizide, Insektizide und Mineraldünger eingesetzt, um den perfekten Weihnachtsbaum möglichst schnell heranzüchten zu können. Ein konventioneller Weihnachtsbaum braucht etwa fünf Jahre, bis er gefällt und verkaufsfertig ist.
Was können Alternativen zu diesem nicht nachhaltigen Tannenbaumkonsum sein?
Alternative 1: Der Biobaum
Der Biobaum wächst, anders als der konventionelle Weihnachtsbaum, in einer Mischkultur. Auf Pestizide wird dabei verzichtet: die Mischkultur sorgt dafür, dass die Bäume weniger anfällig für Schädlinge sind. Die Wachstumszeit ist dementsprechend länger: etwa 11 Jahre braucht der Biobaum, bis er als Weihnachtsbaum bei uns einziehen kann. Beim Kauf eines solchen Baumes sollten wir Konsument_innen am Besten auf das Bioland-, Demeter- oder Naturlandsiegel oder auch das FSC-Zertifikat achten. Hier findet ihr umfangreiche Infos dazu, wie ihr einen Biobaum auf den ersten Blick erkennen könnt. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist hierbei die Regionalität; wie immer zählt: je näher, desto besser. Doch dabei sollte man nicht nur auf den Baum, sondern auch auf die ursprünglichen Samen achten: Viele Menschen wissen nicht, dass die Samen der Nordmanntanne (mit ca. 80% aller verkauften Christbäume in Deutschland der beliebteste Weihnachtsbaum) aus Georgien kommen. In Georgien klettern Jahr für Jahr Menschen unter Einsatz ihres Lebens in bis zu 40 Metern Höhe, dabei schlecht gesichert und unter immensem Zeitdruck, in den Bäumen herum, um diese Samen zu pflücken. Diese Samen werden an Baumschulen in Westeuropa verkauft. Ein paar Cents pro Kilo Zapfen ist dabei ihr Lohn. Eine wirklich gute Doku zu diesem Thema findet ihr hier.
Und auch hier landet ein Baum, der über viele Jahre herangezüchtet wurde, nach kurzer Zeit auf dem Müll. Was gibt es für weitere Alternativen?
Alternative 2: Die weihnachtlichen Zweige
Meine Familie und ich sind mittlerweile Expert_innen im Alternativen zum klassischen Weihnachtsbaum suchen. Besonders bewährt hat sich dabei für uns ein Strauß aus Tannenbaumzweigen. Sieht sehr schön aus, ist platzsparend und kein ganzer Baum muss dafür gefällt werden. Wir haben außerdem noch eine super Recycling-Methode gefunden: die Zweige bekommen unsere Schafe und Ziegen als nachweihnachtlichen Snack zum Fressen. Crunchy Zweige stehen, vor allem bei den Ziegen, ganz hoch im Kurs. Wer zufällig keine Schafe und Ziegen als Haustiere hält, kann sich auch anderweitig umschauen: teilweise nehmen Alpakafarmen ausgediente Tannenbaumreste (selbstverständlich ohne Lametta und Co.) an, um sie an ihre Tiere zu verfüttern.
Alternative 3: Der Plastikbaum
Für Plastikbäume wird meistens mit den Begründungen geworben, dass sie immer wieder verwendet werden können, kein Baum dafür gefällt wird, und keine nervigen Nadeln in der Wohnung herumfliegen: klingt ja erstmal ganz gut. Doch wirklich umweltfreundlich sind sie tatsächlich nicht: laut Ökotest stellen Plastikbäume keine nachhaltige Alternative dar, da die meisten von ihnen aus Fern-Ost importiert werden und somit schon allein auf Grund des Transportweges eine schlechte ökologische Bilanz aufweisen. Außerdem landen auch diese Plastikbäume schlussendlich wieder auf dem Müll: beim Verbrennen werden außerdem giftige Gase freigesetzt. Laut einer kanadischen Studie aus dem Jahr 2009 müsste ein künstlicher Baum 17-20 Jahre aufgestellt werden, um sich ökologisch zu rentieren. Dies ist in der Realität jedoch kaum der Fall.
Alternative 4: Der Baum im Topf
Im Topf kaufen, nach Weihnachten wieder auspflanzen: klingt ja erstmal schön und gut, doch auch hier ist Vorsicht vor der Greenwashing-Falle geboten. Die Wurzeln von diesen Bäumen werden zumeist so zusammengeschnitten, dass sie gut in den Topf passen: das verhindert ein späteres Auspflanzen. Stattdessen sollte man laut dem Waldexperten der Umweltschutzorganisation Robin Wood lieber auf einen Baum zurückgreifen, der als Gartenpflanze vorgesehen ist, da diese ein Auspflanzen eher überlebten. Doch hier ist einiges an Geschick und ein grüner Daumen notwendig: während der Baum in der Wohnung steht, darf es ihm nicht zu warm werden und er braucht viel Wasser. Auch ein sofortiges Auspflanzen würde zum Tod des Baumes führen: er würde erfrieren, da er in der warmen Wohnung seine „Frostresistenz“ verliert. Ein paar Tage sollte der Baum vor dem Auspflanzen an einem kühlen, aber frostfreien Ort verbringen. Im nächsten Jahr wieder in die Wohnung geholt werden kann dieser Baum nicht, es sei denn, er wird nicht ausgepflanzt, sondern in einem ausreichend großen Topf gelassen. Weitere Infos findet ihr hier, bspw. zum Leasen von Weihnachtsbäumen im Topf, die im Anschluss wieder ausgepflanzt werden.
Und am Ende steht natürlich die Frage, ob es ein Weihnachtsbaum sein muss, denn eines ist klar: die Alternativen sind zwar umweltfreundlicher, jedoch nicht klimaneutral. Der umweltfreundlichste Weg ist wohl, auf einen Weihnachtsbaum zu verzichten.
Ein Lichtermeer
Wir sehen es zuhauf: stark beleuchtete Häuser, florierende Lichterketten, blinkende Sterne und leuchtende Tannenzapfen aus Plastik. Dass das nicht nachhaltig sein kann, sieht man auf den ersten Blick. Jedes Jahr um Weihnachten werden etwa 600 Kilowattstunden Strom in Deutschland verbraucht. Durch diese starke Beleuchtung werden nachtaktive Tiere gestört. Zugvögel und Insekten verlieren ihre Orientierung. Am Besten wäre also, auf diese Beleuchtung komplett zu verzichten. Möchte man das nicht, gibt es Alternativen zu der klassischen Halogen-Lichterkette, die wenigstens etwas nachhaltiger sind.
Alternative 1: LED´s
Im Vergleich zu herkömmlichen Lichterketten verbrauchen LED´s etwa 90% weniger Energie und halten zudem deutlich länger. Warmes Licht ist dabei am tierfreundlichsten, da es nicht so stark blendet.
Alternative 2: Steckdose statt Batterie
Batterien sind zusätzlicher Müll und werden oft nicht sachgemäß entsorgt. Strom aus der Steckdose ist deshalb eine bessere Alternative.
Alternative 3: Weniger ist mehr
Ein paar leuchtende Akzente belasten die Umwelt, die Tiere und die Menschen deutlich weniger als permanentes Flutlicht. Dabei ist auch das Verwenden einer Zeitschaltuhr eine Idee: Mitten in der Nacht oder auch tagsüber kann die Beleuchtung somit automatisch abgeschaltet werden.
Weitere Tipps zur nachhaltigen Gestaltung der Festtage, findet ihr im 2. Teil.