„Es ist gut, dass wir wieder in der Schule sind!“
Interview
Lena Pötzschke
Das Thema Corona ist aus unseren Medien aktuell nicht wegzudenken, es gibt gefühlt kein anderes Thema mehr. Es werden Held*innen des Alltags gefeiert, Verschwörungstheorien aufgestellt und nach Lösungen gesucht. So viele Menschen durften ihre Meinung sagen. Privatpersonen, Ämter, Pflegepersonal, Lehrer*innen und Eltern und viele mehr. Doch was ist eigentlich mit den Schüler*innen? Die jungen Menschen, die gerade dabei sind, den Grundstein ihrer beruflichen Zukunft zu legen und aufzubauen? Genau das wollte ich herausfinden…
Hierzu befragte ich Schülerinnen und Schüler der 9. Klassenstufe der Regelschule „Otto-Lilienthal“ in Erfurt.
Den aktuellen Schulalltag beschrieben die Schüler*innen als ungewohnt und sehr geregelt. Die Maskenpflicht und das regelmäßige Händewaschen bestimmen den Alltag in der Schule. Vor allem die Ungewissheit macht den Schüler*innen im Alltag zu schaffen, da sie oft nicht wissen, was passiert und wann es wieder Änderungen im Stundenplan gibt. Die größte Veränderung ist die Größe der Klassen, da jetzt nur noch maximal zehn Schüler*innen gleichzeitig zusammen lernen können. Sie beschrieben den Start in den Tag als meist sehr aufregend, da jeden Tag etwas Neues auf sie zukommen könnte.
Auf welche Art und Weise findet der Unterricht gerade statt?
In ziemlich kleinen Gruppen, meist zu siebend. Die Tische stehen mit zwei Metern Abstand auseinander. Der Unterricht beginnt mit Händewaschen und vor Beendigung des Unterrichtes wird sich fünf Minuten Zeit genommen, die Tische zu säubern bevor die nächste Gruppe den Raum betritt. Es ist nervig, da man so nicht sehr viel im Unterricht schafft. Die Lehrer achten sehr auf den Abstand, was manchmal nervt. In den Pausen hält man sich entweder im Gebäude oder auf dem Hof auf. Es ist schade, dass man seine anderen Klassenkameraden nicht sieht, da man in Gruppen aufgeteilt ist.
Wie zufrieden seid ihr mit der Unterstützung durch die Lehrer*innen?
Die Lehrer sind gelassener als in den normalen Gruppengrößen. Man kann sie besser nach Dingen Fragen, da sie mehr Zeit haben. Es gibt aber teilweise Probleme mit der Notenverteilung, da man in manchen Fächern andere Fachlehrer hat. Durch verschiedene Lehrer*innen lernt man verschiedene Arten des Unterrichts kennen und dadurch verbessert sich oft die Leistung. Die Unterstützung ist insgesamt gut und es macht in den kleinen Gruppen mehr Spaß zu lernen.
Wie gestaltet sich das Lernen in der kleineren Gruppe? Gibt es Unterschiede zu der großen Klasse?
Wir können besser aufpassen. Fragen werden nun mehr beachtet und dadurch fällt es leichter den Inhalt zu verstehen. Es gibt mehr Zeit für Wiederholungen. Normalerweise sind wir 28 Schüler*innen in einer Gruppe und jetzt verläuft der Unterricht viel gelassener. Die Lehrkraft kann sich jetzt mehr Zeit für uns nehmen und auf uns eingehen. Wir können unsere Probleme direkt im Unterricht ansprechen, ohne dass sie auf Grund von Zeitdruck abgeblockt werden. Man kann freier reden, da man keine Angst haben muss etwas Falsches zu sagen. Der Druck ist weniger geworden, da wir weniger Schüler in einer Klasse sind.
Was läuft im Moment besser oder schlechter als normalerweise?
Schlechter läuft die Kommunikation mit Schüler*innen aus anderen Gruppen, da wir unterschiedliche Pausenzeiten haben und dadurch nicht auf dem Schulhof gehen können. Wir sollen nur während des Unterrichts auf die Toilette gehen und nur eine Person. Es ist schwierig, wenn man sich in einer Gruppe befindet in der man nicht seine Freunde hat. Wenn die Kabine besetzt ist müssen wir warten, was dann von der Unterrichtszeit abgeht. Das häufige Händewaschen ist sehr nervig, da man die Seife oft schlecht verträgt und wir teilweise unsere eigenen Seifen mitbringen dürfen. Das Lernverhalten läuft viel besser, man ist viel aufmerksamer und konzentrierter als in den großen Gruppen. Die Lehrer*innen sind viel entspannter. Man lässt sich nicht mehr so schnell von Mitschüler*innen ablenken.
Was vermisst du in deinem jetzigen Schulalltag?
Unsere Freunde, wenn man nicht mit ihnen in einer Kleingruppe ist. Die gesamt Klasse fehlt total. Man ist ja daran gewöhnt, dass alle da sind. Und man hat nicht so viele Unterrichtsstunden wie normalerweise, was dazu führt, das man es nicht schafft Dinge nachzuholen, die auf Grund der vielen freien Tage entstanden sind.
Was konntet ihr aus der Corona-Krise lernen? Bzw. kann man aus der jetzigen Situation in den normalen Alltag mitnehmen?
Die kleinen Gruppen machen viel mehr Sinn, das Lernen kann somit besser garantiert werden. In der großen Gruppe verliert man viel schneller den Überblick. Man kann für die nächste Krise viel mitnehmen und schneller reagieren, da man weiß, wie es funktionieren kann. Zum Beispiel, dass die Lehrer*innen besser auf uns Schüler*innen eingehen, wenn man in kleineren Gruppen sitzt.
Seit wann seid ihr wieder in der Schule?
Wir sind seit dem 04.05.20 in der Schule und mussten vorher sieben Wochen zu Hause bleiben.
Wie hat das Home-Schooling funktioniert?
Die erste Cloud war sehr einfach was den Zugriff betraf. Wir konnten uns dort unsere Aufgaben anschauen und machen. Seit einigen Wochen gibt es die neue Thüringer Schul-Cloud. Dort muss man sich allerdings anmelden. Die Aufgaben sind nun auf die einzelnen Schüler zu geschnitten. Wenn jetzt ein Schüler krank ist, werden die Aufgaben automatisch an ihn weiter geleitet, somit wird weniger Lernstoff verpasst. Schwierig ist nur, dass der direkte Kontakt mit den Lehrer*innen fehlt. Es dauert oft sehr lange bis Fragen beantwortet werden. Man muss sich vieles selbst aneignen, um die Aufgaben lösen zu können. Es gab Mitschüler*innen die große Schwierigkeiten mit dem Home-Schooling hatten, da es ihnen viel leichter fällt Inhalte zu verstehen, wenn diese von den Fachlehrenden direkt vermittelt werden.
Was wünscht ihr euch bis zu den Sommerferien oder für das nächste Schuljahr?
Dass wir in der aktuellen Gruppenkonstellation bleiben und die Lehrenden sich mehr auf uns konzentrieren, da wir bald den Abschluss machen werden. Wir würden uns unsere Lehrer gerne aussuchen können, da es Lehrer gibt, bei denen wir den Stoff besser verstehen, als bei anderen. Die Lehrer sollen weiterhin so aufgeschlossen bleiben. Wir würden die Schul-Cloud gerne behalten, da man dort die Aufgaben regelmäßig und vollständig bekommt wenn man krank ist. Und die Klassen sollten generell kleiner sein als 30 Personen.
Wie sieht es mit den Unterrichtsfächern an sich aus? Gibt es hier Veränderungen?
Die Fächeranzahl ist gleich geblieben. Die Ausnahme ist der Sportunterricht. Dieser findet nur im Freien und mir bestimmten Gruppen statt. Da die Sporthalle nicht benutzt werden darf.
Die allgemeine Stimmung der drei Schüler*innen war sehr positiv und sie sind sehr froh darüber wieder in der Schule sein zu dürfen.
Vielen Dank an die Schülerinnen und Schüler, die sich bereit erklärt haben meine Fragen zu beantworten.